Nach Jahren der Planung

Nach Jahren der Planung

Thurbo erreicht Lindau-Insel

Die Regionalbahn ist Expertin im grenz­über­schreitenden Verkehr. Ein Feld, in dem es viel Geduld und Flexibilität braucht, wie das Beispiel Lindau-Insel zeigt: Seit Dezember 2024 fährt Thurbo ohne Umstieg von Romanshorn auf die Insel. Am Projekt beteiligte Protagonisten schauen zurück.

Ab auf die Insel. Mit wenigen Klicks und oft einem Direktflug erreichen Ferienhungrige heutzutage weit entlegene Inselziele. Im Sinne von: mal schnell rüber. Obwohl dies geografisch ebenfalls auf die Insel Lindau am deutschen Bodenseeufer zutrifft, war «mal schnell rüber» für Bahnreisende bis vor Kurzem ein Wunschszenario.

Freude und Stolz bei der Erstfahrt

Ein Blick zurück auf den Adventsstart des letzten Jahres: Es ist der 29. November 2024. Am Bahnhof in Romanshorn warten Thurbo Vertretende sowie die Besteller von Bund und Kantonen. Alle strahlen sie, als sie die Zuganzeige erblicken. «Lindau-Insel» steht dort geschrieben – ohne Umstieg notabene. Gleich geht es auf die Erstfahrt.

Bahnhofsanzeige Lindau

Die Anzeige in Romanshorn als Beweis für die neue Verbindung: Die Erstfahrt nach Lindau-Insel kann beginnen. Bild: Thurbo AG

In Bregenz steigen Verantwortliche der ÖBB dazu. Auch auf ihren Gesichtern ist Freude gepaart mit Stolz zu sehen. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich der Zug bereits in österreichischer Hand, denn in St. Margrethen hat in der einen Minute Grenzaufenthalt das Lokpersonal von Thurbo das Fahrzeug den Kollegen der ÖBB übergeben. Ein «Grüezi» hier, ein «Servus» da – und schon ist der Wechsel vollzogen.

Einfachheit der Fahrzeuge als Trumpf

Die Kooperation der beiden Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) macht die Fahrt bis Lindau-Insel möglich. «Der Lokführerwechsel in einer Minute ist schon beeindruckend und sicher nur dank der Einfachheit unserer Fahrzeuge machbar», sagt Christian Baumgartner, Bereichsleiter Markt bei Thurbo. Er verantwortet die strategische Angebotsplanung der Regionalbahn und hat das Projekt gemeinsam mit der ÖBB über die Ziellinie gebracht.

ÖBB und Thurbo arbeiten im grenzüberschreitenden Verkehr Hand in Hand. Bild: Thurbo AG

Dass das Lokpersonal an der Grenze wechselt, sei die effizienteste Lösung. «Dadurch müssen wir unser Personal nicht extra schulen und es fahren auf beiden Seiten diejenigen, welche die Begebenheiten am besten kennen», erklärt Baumgartner.

Erstfahrt mit Christian Baumgartner

Christian Baumgartner (hinten), Bereichsleiter Markt bei Thurbo, hat bei der Erstfahrt nach Lindau-Insel gute Laune. Auch Silvan Egli vom Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons St. Gallen freut sich sichtlich. Bild: Thurbo AG

Die fröhliche Stimmung hält während der ganzen Fahrt und beim folgenden Apéro sowie Podiumsgespräch in Lindau an. Als neue «Errungenschaft im grenzüberschreitenden Verkehr» bezeichnen die Podiumsteilnehmenden die Verbindung. Was Aussenstehenden vielleicht übertrieben vorkommen mag, wird nachvollziehbar, wenn man sich die rund zehnjährige Planung und die zahlreichen involvierten Stellen vor Augen führt.

Übersicht der involvierten Parteien

In Mini-Schritten zum Ziel

Die S7 existiert seit 2013. Per Fahrplanwechsel im Dezember 2021 fuhr sie erstmals ohne Umstieg von Romanshorn bis Lindau-Reutin – in einem Zweistundentakt an den Wochenenden. Aufgrund einer betrieblichen Zugzahlbeschränkung in Reutin erschien das «mal schnell rüber» auf die Insel zu diesem Zeitpunkt aber noch immer wie ein fernes Ziel der Begierde. Doch der eher bescheiden anmutende Wochenendtakt entpuppte sich als entscheidender Zwischenschritt: Seit Dezember 2023 verkehrte die S7 täglich und wurde um eine Fahrverbindung für Berufspendler erweitert. Und nochmals ein Jahr später ist die Insel endlich erreicht.

Werner Fritschi und Marcus Ender

Werner Fritschi (links, Präsident Thurgau Tourismus und ehemaliger Bereichsleiter Markt Thurbo) und Marcus Ender (Leiter Regionalmanagement Vorarlberg ÖBB-Personenverkehrs AG) strahlen nach der Premierenfahrt beim Podium in Lindau um die Wette. Bild: Thurbo AG

Um einen Namen kommt man bei Thurbo nicht umhin, wenn das Stichwort Lindau-Insel fällt: Werner Fritschi. Der ehemalige Bereichsleiter Markt hat das Projekt «vom Startschuss bis zum Zieleinlauf» begleitet, wie Fritschi sagt (siehe Interview). Doch der Pensionär möchte die Lorbeeren nicht allein einheimsen und nennt mit Christoph Stölzle vom Bundesamt für Verkehr und Marcus Ender, Leiter Regionalmanagement Vorarlberg bei der ÖBB-Personenverkehrs AG, zwei weitere entscheidende Köpfe. «Ohne ihren Einsatz hätten wir die Segel streichen können», meint Fritschi, der als Präsident von Thurgau Tourismus ebenfalls Teil der Erstfahrt und des Podiums ist.

Marcus Ender spielt das Lob umgehend zurück: «Die Zusammenarbeit mit Thurbo funktioniert sehr gut. Egal mit welcher Abteilung.» Er unterstreicht die Gemeinsamkeiten in Mentalität und Sprache sowie das Ziel, dass die Fahrgäste umsteigefrei und bequem zwischen drei Ländern hin- und herreisen können.

Internationaler Verkehr als Teil der DNA

Thurbo und die ÖBB stärken die S7, auch Drei-Länder-Linie genannt, im konkreten Auftrag der Politik der involvierten Länder sowie der Internationalen Bodensee-Konferenz und der Kantone, wie Christian Baumgartner betont:

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Christian Baumgartner
Die Transport­unternehmen sind angehalten, die grenzüberschreitenden Verbindungen zu verbessern. Hier kann sich Thurbo als Expertin positionieren.

Christian Baumgartner Bereichsleiter Markt Thurbo

Sein Vorgänger Werner Fritschi merkt an, dass Thurbo den internationalen Verkehr in ihrer DNA verankert habe. Das liege unter anderem am Standort des Hauptsitzes in Kreuzlingen. «So nahe an der Grenze zu Deutschland, schaust du automatisch auf deine Nachbarn», sagt Fritschi. Die Regionalbahn sei ab Tag eins nach Konstanz gefahren und habe sich früh Kompetenzen bei Ausschreibungen angeeignet. «So haben wir zum Beispiel die Ausschreibung des Bundeslands Bayern gewonnen und durften die Verbindung München–Oberstdorf betreiben», erinnert sich Fritschi.

Sogar das Wetter lacht während der Erstfahrt nach Lindau-Insel. Bild: Thurbo AG

Um im grenzüberschreitenden Verkehr erfolgreich zu sein, braucht es Geduld und Flexibilität, was der Fall Lindau-Insel verdeutlicht. 32 Fahrzeuge von Thurbo waren damals deutschlandtauglich, doch nicht alle davon waren auch in Österreich zugelassen. «Und selbst als wir dann die Zulassung der Behörden und Infrastrukturbetreiber im Sack hatten, kam ÖBB-Personenverkehr mit zusätzlichen Wünschen um die Ecke», erzählt Fritschi. So mussten die Züge etwa mit Aussenlautsprechern versehen werden.

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Kampagnensujet für die Lindauer Hafenweihnacht im Dezember 2024. Bild: Thurbo AG

Die Nachfrage steigt

Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Nachfrage auf der S7 steigt. Dank der hohen betrieblichen Flexibilität von Thurbo fahren die Züge im Dezember 2024 an den Wochenenden bereits vor dem offiziellen Fahrplanwechsel auf die Insel an die Lindauer Hafenweihnacht. Ein Coup in der Vermarktung der Linie. Wie verschiedene Mitarbeitende von Thurbo berichten, sind die Fahrzeuge rappelvoll. Offenbar gehen die Menschen auch mit dem Zug gerne «mal schnell rüber» auf die Insel. Nun ist es möglich.

«Der Bodensee ist wie der Central Park»

Werner Fritschi war bis 2022 Bereichsleiter Markt bei Thurbo. Als solcher verantwortete er die strategische Angebotsplanung und gilt im Unternehmen noch immer als Gründervater der S7. Im Interview erzählt er über seine Bodenseevision, Emotionen und Zweifel, ob es «sein Baby» je ans Ziel schaffen würde.

Werner Fritschi im Interview

Werner Fritschi hat die Bahn im Blut. Als ehemaliger Bereichsleiter Markt (hier 2016) trug er massgeblich zur Realisierung der S7 bis Lindau-Insel bei. Bild: Thurbo AG

Sie konnten während der Erstfahrt nach Lindau-Insel kaum aufhören zu strahlen. Wie war Ihre Gefühlslage?

WF: Ich war selbst überrascht, wie stark mich die Emotionen übermannten, als wir in Lindau-Insel angekommen sind. Objektiv betrachtet ist es nicht die wichtigste Linie von Thurbo, dafür eine mit viel Strahl- und Symbolkraft: Wir denken in Verbindungen und nicht in Landesgrenzen. Ich durfte dieses Projekt vom Startschuss bis zum Zieleinlauf begleiten. Als wir in Lindau einfuhren, dachte ich: «Mein Baby ist am Ziel.» Vielleicht war ich auch deshalb so emotional, weil es oft danach aussah, als würde es nie am Ziel ankommen.

Also hatten Sie Zweifel, ob Thurbo die Insel jemals erreicht.

WF: Das Vorhaben stand mehrmals auf der Kippe. Dazu muss man verstehen, dass die Bodenseeregion mit einer S-Bahn-Verbindung wie der S7 für die involvierten Partner in Wien oder Bayern eher eine Randregion darstellt und Probleme nicht immer prioritär behandelt werden. Dem Projekt drohte wegen betrieblichen Einschränkungen in Lindau-Reutin eine zweijährige Verzögerung. Sprich: Thurbo hätte nicht mal bis Reutin fahren dürfen. Ich bin überzeugt, dass dies das Todesurteil gewesen wäre.

Wie konnten Sie dieses Szenario abwenden?

WF: Es wurden sämtliche politischen Kontakte aus unseren Netzwerken mobilisiert – in Bern und in der Ostschweiz. Als kleinster gemeinsamer Nenner konnten wir ab Dezember 2021 Lindau-Reutin an den Wochenenden anfahren. Es war ein winziger Zwischenschritt, doch damit hatten wir einen Fuss in der Tür. Und heute reden wir über ein Vorzeigeobjekt für die Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg, das weitere Projekte wie die S-Bahn Bodensee oder die selbstständige Geschäftsstelle ÖV Bodenseeraum angestossen hat.

Wissen Sie noch, wie viele Sitzungen Sie punkto S7 hatten?

WF: Ich schätze, dass ich rund zehnmal in Bregenz war. Doch übergeordnet hatten wir auch eine Sitzung in München. Hinzu kommen unzählige Videokonferenzen sowie thurbointerne Absprachen. Es gibt halt viel Abstimmungsbedarf, wenn drei Länder und zwei Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammenarbeiten.

Welche Zukunft liegt vor der S7?

WF: Projektintern haben wir den Bodenseeraum gerne mit der Stadt New York verglichen, nur mit dem Bodensee statt dem Central Park in der Mitte. Die Ecken dieser Stadt müssen miteinander verbunden sein. Hoffentlich trägt die S7 noch lange ihren Teil dazu bei.

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Stärke durch ständiges Schwächen – das Thurbo Produktionskonzept